Endlich regnet es nicht mehr – Langdistanz in Köln

marie_cologne

(Wiesbaden – Marie Müller)

Da ist das Ding…  3,8 km swim, 180 km bike, 42,2 km run – ein Rückblick auf den längsten Tag des Jahres:

Samstag Abend bin ich 23:30 Uhr im Bett, der Wecker ist auf 04:00 Uhr gestellt…

Um 01:00 Uhr schaue ich das letzte mal auf die Uhr und schlafe wenigstens kurz ein. Noch vor dem Wecker werde ich wieder wach; ich habe Angst zu verschlafen, also stehe ich einfach schon auf. Ohne jegliches Hungergefühl zu verspüren, quäle ich mir um 04:00 Uhr das Frühstück rein. Punkt 05:00 Uhr Abfahrt zum See….

Um 05:30 Uhr bin ich an der Wechselzone angekommen, im strömenden Regen steige ich mit Sack und Pack aus dem Auto und frage mich, warum ich mir das gerade eigentlich antue. Es ist noch dunkel, die Sonne wird an diesem Tag erst um 06:50 Uhr aufgehen.

Ich sage mir, dass ich das alles freiwillig tue, dass ich das Wetter so nehmen muss wie es ist und versuche mich für diesen Tag zu motivieren.

06:45 Uhr zwänge ich mich in meinen Neoprenanzug und merke, dass es langsam ernst wird. Ich muss ins Wasser, nur noch wenige Minuten bis zum Start.

Der Schwimmstart erfolgt aus dem Wasser, ich reihe mich relativ weit hinten ein. 3,8 Kilometer liegen vor mir, ich muss versuchen ruhig und gleichmäßig zu schwimmen, um halbwegs entspannt aus dem Wasser zu kommen. 1,9 Kilometer stur gerade aus zur Wendeboje und dann alles wieder zurück. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, ein kurzer Blick auf die Uhr an der Wendeboje: 38 min. 40 min hatte ich angepeilt, das muntert mich auf, ganz entspannt zurück schwimmen und ich liege gut in der Zeit! Nach 1:16 Std komme ich aus dem Wasser – ein erstes Lächeln auf dem Gesicht, das Schwimmen wäre schon mal geschafft!

Der anhaltende Regen stört mich nicht; denn ich bin ja sowieso schon nass. Ich brauche ziemlich lange in der Wechselzone. Aber dann ab aufs Rad und los. Mein Brustgurt hat – warum auch immer- den Geist aufgegeben, Tacho habe ich keinen an meinem Drahtesel und wie ich feststellen musste, waren an der Radstrecke leider KEINE km-Markierungen. Das heißt ich hatte meine Uhr mit der Zeitangabe und mein Bauchgefühl fürs Tempo – nicht gerade beste Voraussetzungen… bis auf eine einzige Stunde hat es während der 180 km auf dem Rad einfach nur heftig geregnet. Aquaplaning, schlechte Sicht, viele Stürze. Es sind 3 Runden zu fahren. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder in die Stadt rein fahre, denn ich weiß, dort stehen Freund und Familie, die mir gut zureden und mich weiter motivieren.

Ich bin Gottseidank ganz gut durchgekommen und mein Gefühl fürs Tempo scheint nicht sooo schlecht gewesen zu sein: 06:15:30 Std war ich auf dem Rad. Auch hier wieder etwas schneller als geplant… Wenn sich das mal nicht beim Laufen rächt. Aber erstmal Wechselzone 2… Endlich die triefend-nassen Kleider ausziehen. Die frische und trockene Kleidung ist mehr als willkommen!!! Die Füße sind total aufgeweicht.

Ich habe diesmal noch länger in der Wechselzone gebraucht, aber immerhin habe ich trockene Socken an und ENDLICH REGNET ES NICHT MEHR !!

Die ersten Schritte auf der Laufstrecke sind unrund; man hat gefühlt noch den Fahrradsattel im Hintern klemmen. Die ganze Verpflegung, die ich beim Radfahren zu mir genommen habe, macht sich jetzt erst so richtig bemerkbar. Ich trage eine große runde Kugel mit mir rum; mir ist übel. Ich komme nur mühsam in mein langsames, aber gleichmäßiges Tempo. Wenn ich die Verpflegungsstände passiere, nehme ich ein bisschen widerwillig Riegel und Cola zu mir. Ekelhaft dieses süße Zeug immer wieder reinzustopfen, ich kann es nicht mehr sehen und muss mich zusammenreißen, dass ich keine Würgereize bekomme, aber mein Körper braucht die Energie, also esse und trinke ich brav weiter.

Ich komme ohne Gehpause durch und kann das Tempo halbwegs aufrecht halten! Nach einem Marathon in 4:14 Std komme ich mit einer Gesamtzeit von 12:10 Std ins Ziel und bin froh, dass es endlich vorbei ist!

Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, denn es war alles andere als eine Lehrbuchvorbereitung… Nach langer Verletzungspause inklusive Knie-OP im Mai blieben nunmehr 10 Trainingswochen zur Vorbereitung auf die erste Langdistanz. Von den ersten „Laufversuchen“ bis zur 226 km langen Hürde musste es somit im Training etwas gewagter vorangehen als üblich. Überhaupt an den Start gehen zu können, war schon toll, daher war meine Devise: „Ankommen ist alles“. Insgeheim habe ich mir eine Zeit um die 13 Stunden gewünscht… Es in 12:10 Std geschafft zu haben, ist für mich gerade einfach nur unfassbar.

Danke an alle, die mich auf diesem Weg unterstützt haben, mich bei Trainingseinheiten begleitet haben und mich immer wieder motiviert haben!

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