Artikel aus Wiesbadener Kurier: „Ich fühle mich erstaunlich gut“, ist die „Ironwoman“ einen Tag später selbst ein wenig überrascht. Ein wenig müde, aber die Knochen und Gelenke schmerzen nicht so wie befürchtet. Am Tag zuvor stand sie in aller Frühe am Langener Waldsee, um ihren ersten Ironman überhaupt anzugehen. Sie hat ihn auch am Frankfurter Römerberg gefinisht. Und nicht nur das. Sie, das ist Eva Buchholz, hat ihre Altersklasse 30-34 gleich mal gewonnen. In einer Zeit von 9:42:15 Stunden wurde sie zudem drittbeste Deutsche und 14.-schnellste Frau überhaupt bei der Europameisterschaft der Triathleten. „Unter zehn Stunden, das hätte ich im Vorfeld nie gedacht“, schüttelt die 31-Jährige ungläubig den Kopf, um aber gleich das mögliche Erfolgsgeheimnis hinterherzuschieben: „Es war einfach mein Tag. Viele Freunde und Bekannte haben mich an der Strecke unterstützt. Und ich bin ganz locker an die Sache herangegangen.“
Triathlon als Passion und nicht als Lebensinhalt
Diese Lockerheit ist auch im Gespräch in jedem Satz zu spüren. Die Triathletin vom SC Wiesbaden sieht ihren Sport eben als Passion und nicht als einzigen Lebensinhalt, für den man auf alles verzichten will und muss. So mancher Mann tappt in diesem Sport nämlich in diese Falle und ordnet der sehr zeitintensiven Sportart Triathlon alles andere unter.
Diese Lockerheit kommt wohl auch daher, weil Eva Buchholz einen Mann an ihrer Seite hat, der den Triathlonsport schon viele Jahre professionell betrieben hat. Es ist nämlich kein Geringerer als Gregor Buchholz, der über die Olympische Distanz U 23-Weltmeister wurde und Deutscher Meister über die Sprintdistanz. Sein Traum von Olympia 2016 platzte, als er vom DOSB trotz berechtigter Hoffnungen nicht nominiert wurde. „Mittlerweile ist Gregor in Triathlon-Rente“, erlebt seine Frau einen Mann, dessen Leben sich „einmal um 180 Grad gedreht hat“, konzentriert er sich beruflich doch voll auf sein Studium. Freilich unterstützte er seine Frau beim Vorhaben Ironman im Vorfeld, wo er konnte. Seine Frau hat ihm nun aber eine Sache voraus, hat sie doch die Langdistanz absolviert. Ihr Mann war bisher „nur“ auf der halben Distanz im vergangenen Jahr bei der 70.3-Europameisterschaft in Wiesbaden zum Ausklang seiner aktiven Karriere am Start. Dort startete auch Eva Buchholz vor fünf Jahren und – dreimal dürfen Sie raten – auch damals gewann sie gleich ihre Altersklasse. Verletzungsprobleme zwangen aber zum Kürzertreten. „Ich hatte Knie- und Hüftprobleme“, hatte sie vor allem ein Problem mit den Belastungen beim Laufen. Auch bei der Vorbereitung auf Frankfurt musste sie die Belastung in der abschließenden Disziplin genau dosieren. Der Tag der selbstständigen Oestopatin ist aber dennoch ausgelastet. Morgens um 6 Uhr trifft man die 31-Jährige schon zur Schwimmeinheit des SC Wiesbaden im Kleinfeldchen. „Das ist für mich aber kein Training“, schätzt die Wiesbadenerin die Ruhe im Becken. In der Mittagspause geht es dann meistens zum Laufen. Und am Wochenende stehen die langen Radtouren an. Meist mit ihrem Mann.
Und ihr Mann, den sie übrigens in einem Trainingslager auf Lanzarote kennengelernt hat, kommt jetzt auch mit, wenn es im Oktober ins Mekka des Triathlonsports geht. Mit dem Sieg in Frankfurt hat sich die 31-Jährige nämlich auch einen Slot für die Weltmeisterschaft auf Hawaii gesichert. Bei der Siegerehrung am Montag musste man sich schon erklären, ob man diesen Startplatz in Anspruch nimmt. „Wir haben kurz überlegt. Und wir haben uns dafür entschieden“, ist die Inselgruppe im Pazifischen Ozean nun das herbstliche Reiseziel der Buchholz’. Freilich macht Eva Buchholz im Paradies keinen Urlaub. Sondern dort stehen 3,8 Kilometer Schwimmen durch den offenen Ozean sowie 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon vorwiegend durch die Lavawüste auf dem Programm. Da hilft es, immer schön locker zu bleiben. „Es gibt Wichtigeres als einen Ironman zu finishen“, will sie auch dieses Unterfangen aus „Spaß an der Freude“ angehen.
QUELLE http://www.wiesbadener-kurier.de/sport/lokalsport/andere-sportarten/scw-athletin-eva-buchholz-gewinnt-bei-ihrem-ersten-ironman-in-frankfurt-und-qualifiziert-sich-fuer-die-wm_18030251.htm